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Eine Woche lang wurden Patienten angeschaut, man hat geplant, besprochen, diskutiert,
und schliesslich wurden viele operiert. 

Wir sitzen am Tisch, der wie gewohnt unter der Last unzähliger Salate, Brote, Borsoks, Saucen, Süssigkeiten und anderer Köstlichkeiten fast zu bersten droht. Der Spitaldirektor ist gerade dabei, sich bei Prof. Beat Hammer, Dr. Robert Weber und Dr. Richard Lebeda für ihr wertvolles Know-how zu bedanken, dass sie den Kollegen in Kirgistan bei unzähligen extrem schwierigen Operationen weitergegeben haben. Marcel und ich
gehören selbstverständlich bereits zur Familie des Spitals. Die Zusammenarbeit mit der Stiftung sei in jeder Hinsicht wertvoll und erfolgreich. Dieses Vorhaben in Osh sei in ganz Kirgistan das Vorzeigeprojekt schlechthin. Es erfülle ihn mit Stolz, diese Erfolgsgeschichte mitschreiben zu dürfen, und man
sei in jeder Hinsicht kooperativ, egal, was wir für Wünsche haben.
Auch wir reflektieren unseren Einsatz, der alles andere als organisiert ablief. Zum einen waren unsere Freunde, wie so oft, nicht vorbereitet, zum anderen sind die Asymmetrien, Geburtsgebrechen und Gaumenspalten extrem häufig und schwierig.
Eine Woche lang wurden Patienten angeschaut, man hat geplant, besprochen, diskutiert, und schliesslich wurden viele operiert. Das teure Chirurgie Material haben sie zum ersten Mal aus der Patientenkasse bezahlt. Sie waren stolz darauf, dass sie nun Material aus Europa bestellen und selbst bezahlen können. Mit Genugtuung können sie nun selbst entscheiden, was sie brauchen und wollen. Primäroperationen nehmen sie alle ausnahmslos selbst vor. Knochenspannungen führen sie erfolgreich durch. Da Marcel jetzt an der Universität Basel im Team der Spaltsprechstunde mitwirkt, kann er einige Inputs geben.

Dankbarkeit erhalten wir nicht nur von unseren Freunden. Ungebrochen spüren wir diese auch von den Kindern mit einer Gaumenspalte und deren Eltern. Unterstützung brauchen unsere Freunde in der
Orthopädie wie auch in der Chirurgie hauptsächlich bei der Planung. Diese hinkt den eigentlichen Behandlungen hinterher. Um die Kirgisen regelmässig aus der Schweiz noch besser unterstützen zu können, haben bisher digitale Modelle, wie sie mit einem Scanner direkt im Mund erstellt werden können, gefehlt. So stehen sie nicht nur dreidimensional für die Planung zur Verfügung, sondern können auch übermittelt werden oder zur Herstellung von Operationssplints benutzt werden. Wir beabsichtigen, dieses Projekt gezielt abzuschliessen mit künftig noch einem Besuch jährlich, und motivieren unsere Freunde wiederholt dazu, sich mit digitalem Austausch regelmässig Unterstützung bei Planungen zu holen. Ein erstrebenswertes Ziel wäre noch, dass der Austausch nicht nur zwischen der Kieferorthopädie und der Chirurgie stattfindet, sondern ein Gaumenspalten-Team eingesetzt werden kann nach internationalem Vorbild. Leider wurde noch keine Logopädin gefunden. Wir vermuten diesbezüglich aber, dass es vor allem am Interesse unserer Kollegen mangelt. Dies ist wirklich schade, haben wir doch im Interview mit der Familie der 15-jährigen Madina aus erster Hand erfahren, wie wichtig für sie die Logopädie war, die sie sich andernorts privat beschafft hatte. Da wir nicht im Kinderspital arbeiten, fehlt auch die Hals-Nasen-Ohren-Kontrolle. Vielleicht können wir mit dem neuen Projekt eine Brücke zum Kinderspital schlagen und auch diesen Bereich im Gaumenspalten-Team etablieren.