Laparoskopie

Ein neues Projekt soll entstehen. In Zusammenarbeit mit dem Kinderspital in Osh, möchten wir Kindern ein menschenwürdiges Dasein ermöglichen und neue Hoffnung schenken. 

Unser zweiter Aufenthalt in Osh, Südkirgisistan, im vorigen September stand ganz im Zeichen einer Projektevaluation. Während unserer ersten Reise, damals sinnvollerweise zusammen mit Yvonne und Marcel Frei, die uns über ihre Erfahrungen vor Ort viel mitteilen und die Tür zum Kinderspital öffnen konnten, haben wir ja bereits die kinderchirurgischen Kaderärzte kennengelernt. Mit ihnen galt es nun, eine Zusammenarbeit genauer zu definieren. Welches wären geeignete Krankheitsbilder, wo sich eine Zusammenarbeit lohnt, wo auch nachhaltig sowohl für die kleinen Patienten wie auch für die Kollegen positive Resultate erwartet werden können? Es war uns klar, dass wir das Kinderspital Osh deshalb noch besser kennenlernen müssen. Dennoch sind wir nicht mit leeren Händen dorthin gereist. Im Koffer hatten wir einen Generator für die intraoperative Blutstillung sowie ein Übungs- resp. Simulationsgerät für laparoskopische Eingriffe. Auf unserer ersten Reise hatten wir in einer Ecke eines Operationssaales einen noch funktionstüchtigen Turm für die minimalinvasiven Operationen entdeckt. Leider war seit zehn Jahren niemand mehr mit dem nötigen Know-how vor Ort, sodass die häufigen Blinddarmoperationen offen durchgeführt werden.

Der Einstieg verlief dann zu unserer Überraschung aber erfreulicherweise sehr intensiv. In Osh angekommen, wurden wir vom viszeralchirurgischen Kinderchirurgen und seinem Privatassistenten vom Flughafen abgeholt und nach einem kurzen Erfrischungshalt im Hotel direkt zum neuen Spitaldirektor gefahren, der über unseren zweiten Besuch erfreut war und uns seine Unterstützung zusicherte. Ein Mittagessen stand dann im Ärztezimmer schon bereit, welches rasch genossen werden musste, denn ein zwei Tage altes Mädchen mit einer angeborenen Fehlbildung im oberen Gastrointestinaltrakt (Verschluss des Zwölffingerdarmes) lag für die Operation bereit. In diesem Fall hat ein Gewebesegel das Lumen des Darmabschnittes verschlossen. Die Korrektur war auch für den kirgisischen Kollegen gut machbar, aber wir haben in diesem Moment erfahren, wo die Probleme in der Behandlung dieser Neugeborenen liegen. Während bei uns diese Kinder mit einer speziellen Infusion (sog. parenterale Ernährung) so lange nüchtern bleiben und intensivmedizinisch betreut werden, bis der Darm wieder in Gang kommt, werden diese Kinder nach einer nur 2- bis 3-tägigen Nüchternheit intestinal wieder ernährt, da keine solchen Ersatzinfusionen zur Verfügung stehen. Es sind also die peri- und postoperativen Betreuungsmöglichkeiten, die nicht weniger entscheidend sind und die im Kinderspital von Osh fast mehr Beachtung brauchen. Ein wichtiger Aspekt war deshalb auch, uns in dieser Woche bei den Neonatologen und den Intensivärzt:innen vorzustellen. Nach dieser ersten Operation wurden noch weitere Kinder in der Sprechstunde begutachtet, die für die kommenden Tage für Operationen vorgesehen waren und bei welchen unsere Expertise gewünscht wurde.

Die Schilderung unseres ersten Tages soll vermitteln, dass wir die weiteren Tage betreffend Intensität etwa ähnlich erlebt haben. Wir konnten viele Kinder in den Sprechstunden sehen (v.a. Kinder mit anorektalen Fehlbildungen und Spina bifida) und waren bei vielen Eingriffen dabei. So haben wir bei einer minimalinvasiven Appendektomie assistiert und somit den Laparoskopieturm wieder ins Leben zurückgeholt. Unser mitgebrachter Laparoskopietrainer wird dem Team die notwendige Handfertigkeit ermöglichen.

Besonders gefreut hat uns, dass am letzten Abend alle kinderchirurgischen Fachbereichsleiter unsere Einladung zum Essen angenommen haben. Der Kreis dieses zweiten Aufenthaltes schloss sich dann schön, als wir zum Abschluss am letzten Mittag wieder beim Spitaldirektor vorstellig waren und – ebenfalls bei einem Essen – mit kirgisischen Geschenken verabschiedet wurden. Zusammenfassend dürfen wir diesen Aufenthalt als gelungen beurteilen, da wir die Basis für eine Zusammenarbeit stärken und besser in das Kinderspital Osh hineinsehen konnten.